
Als Kinderführer im Museum
Von Katlen Trautmann, dpa
Eine riesige Fliege aus Kunststoff steht in dem Museum in Dresden in Sachsen. Mehrere Kinder haben sich darum versammelt. Sie lauschen, was Jens Kästner Spannendes dazu erzählt. Jens ist zwölf und weiß über die Fruchtfliege gut Bescheid.
«Die Knubbel unter den Flügeln wirken wie weitere Flügel. Die Fliege hält damit ihr Gleichgewicht. Außerdem kann sie durch den Hintern atmen. Dort sind Öffnungen», sagt der Gymnasiast.
Aber wieso führt ein Kind und nicht ein Erwachsener durchs Museum? «Schüler hören Gleichaltrigen viel besser als Erwachsenen zu», meint eine Mitarbeiterin des Museums. Führungen von Erwachsenen sind oft langweilig. Sie reden manchmal so, dass Kinder es nicht verstehen. Dann benutzen sie zum Beispiel schwierige Wörter und lange Sätze. Im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden ist das anders: Dort gibt es mehrere Kinderführer zwischen sieben und zwölf Jahren.
In der Schau dreht sich alles um Menschen und Tiere, zum Beispiel um ihre Körper und um Biologie. Abwechselnd sprechen Jens Kästner und Laura Milbradt rund fünf Minuten über ein Ausstellungsstück. Für Laura ist es erst die zweite Führung. Die Besucherkinder staunen, wie viel beide wissen. Biologie ist zwar nicht das Hobby der Kinderführer. Doch Laura erzählt: In der Schule konnte sie mit ihrem Wissen aus dem Museum schon punkten.
Jens und Laura zeigen ihre Lieblingsdinge aus der Ausstellung. Laura erklärt zum Beispiel gerne eine gläserne Kuh. «Die Kuh hat vier Mägen. Das Essen kommt ihr wieder hoch und sie kaut es noch mal», erläutert sie. Laura wirkt ein bisschen aufgeregt und spricht schnell. «Auf der Hinfahrt hatte ich Bauchschmerzen vor Aufregung. Die sind dann aber weg. Jetzt gefällt es mir, wenn mir alle zuhören», sagt sie.
In einer Vitrine in der Nähe steht ein Männchen namens «Kundi». Es ist so hoch wie ein langes Schullineal lang ist. «Das Gummimännchen spioniert, ob Kinder sich gründlich waschen und die Zähne putzen. Seine Feinde heißen Dreckfinger, Faulzahn und Stinkfuß», erzählt Jens.
«An das Sprechen vor einer Gruppe musste ich mich gewöhnen», gibt der Schüler zu. Inzwischen fallen ihm auch Vorträge in der Schule aber ganz leicht. «Ich lerne hier im Museum viel. Das ist besser, als zu Hause zu sitzen», sagt er. Wenn seine Besucher zappeln und kichern, bleibt er ruhig und erzählt eine weitere Geschichte. Seit fünf Jahren leitet er zweimal im Jahr Besuchergruppen.
Nach einer Stunde geht der Rundgang zu Ende. Viele Kinder gucken sich das Museum später noch einmal an. Und manche von ihnen wollen danach selbst Museumsführer werden.